Übersicht: Mein persönlicher Zugang; Beten in biblischer Tradition; Kulturen verbinden;
"Laudate omnes gentes", auf Deutsch: "Alle Völker, lobt den Herrn", ist ein Liedruf aus Taizè. Wir erleben, wie schwer es Menschen aus verschiedenen Kulturen fällt, achtsam miteinander um zu gehen. Es wird viel von der Krise persönlichen Betens gesprochen und es gibt doch viele Aufbrüche.
In dieser Aufbruchssituation ist es möglich gemeinsam zu beten und Gottesdienst zu feiern.
Hier geht es erst einmal um christliches Beten: Allein und in Gemeinschaft, persönlich und in überlieferten Formen.

Mein persönlicher Zugang

Von meinen Eltern früh an Musik herangeführt, wurde Musik für meine Glaubenpraxis sehr wichtig. In meiner Heimatgemeinde habe ich mich aktiv im Jugendchor engagiert, hatte aber auch erste Kontakte mit der Gregorianik und dem Singen von Psalmen.

Meine pastorale Arbeit kann ich mir ohne Musik nur schwer vorstellen. In der italienischen Gemeinde habe ich die italienische Variante des Neuen Geistlichen Liedes kennengelernt, die in Italien eine ganz andere Breitenwirkung hat als bei uns. Dort wurde die Mehrzahl der Lieder erst nach dem II Vatikanischen Konzil geschaffen und so sind viele Lieder durch die Bibel und heutige Sprache geprägt. In der Gefängnisseelsorge konnte ich ausprobieren, wie kulturübergreifend im Gottesdienst gesungen werden kann. In der Arbeit im Krefelder Süden konnte ich von 2003 - 2007 diese Erfahrungen in St. Bonifatius in einer deutschen Pfarrgemeinde einbringen. Von 2007 bis 2010 konnte ich vor allem in Gottesdiensten mit Grundschulen und einer Förderschule für Geistige Entwicklung in diesem Bereich neue Erfahrungen machen. Ich habe mit Grundschülerinnen und Grundschülern Cajons, Trommelkisten gebaut. In der Förderschule wurde gebärdenunterstützte Kommunionkation eingeführt. Das läßt sich wunderbar mit Liedern verbinden und ist auch für Schülerinnen und Schüler an Grundschulen faszinierend. Heute ist mir dieser Hintergrund hilfreich bei der Feier von Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen. In der gemeinsamen Suche nach geeigneten Liedern erzählen wir über das, was uns trägt und so wird der Gottesdienst Ihr und unsere Gottesdienst.

Gemeinsames Singen und Musizieren ermöglicht eine Verbundenheit, die manchmal den Himmel vorwegnimmt.

In meiner Zeit im Karmel habe ich unsere christliche Tradition des inneren Betens, der Meditation kennengelernt und kam auch in Berührung mit der Zen-Bewegung. Im Moment beschäftigt mich "Achtsamkeit" - bewusster Umgang mit der Wahrnehmung.

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Beten und Feiern in biblischer Tradition

In der Jugend habe ich Menschen kennengelernt, für die das Tagzeitengebet der Kirche wichtig war. Also am Morgen, am Mittag, am Abend und zur Nacht zu beten und dabei eine Form zu benutzen, die viele in der Kirche benutzen.
Da waren Priester und Ordensleute, aber auch Christen ohne einen kirchlichen Auftrag, die das als Kraftquelle für sich entdeckt haben. In meinen dreieinhalb Jahren in Bayern habe ich eine Volksfrömmigkeit kennengelernt, die durch das Angelusgebet den Tag ähnlich wie das Tagzeitengebet gliedert. Hinzu kam die Begegnung mit Muslimen und Juden, die durch regelmässiges Beten ihren Tag gliedern.
Für mich waren die folgenden Gedanken wichtig:
Dieses Gliedern des Tages durch Gebet findet sich schon in der Bibel im Ersten Testament und dann bei der jungen Kirche.
Gott lädt ein. Er ist es, der mich zum Beten einlädt. Er betet in mir. Paulus spricht vom Geist Gottes, der in uns betet. Das ist aller eigenen Leistung voraus. Ich habe mich lange schwer getan, das Tagzeitengebet als geschuldeten Dienst zu verstehen.
Mittlerweile kann ich dieser Auffassung etwas abgewinnen. Ich kann das Tagzeitengebet als intellektuelles Vergnügen betreiben und es schön tun. - Aber es ist eine ernste Angelegenheit vor seinen Gott zu treten.
Es ist eine Gebetsschule, die neben dem Bitten dem Loben und Danken einen weiten Raum einräumt. Gleichsam ein wenig wie Training. Und in der festen Form gibt es viele Möglichkeiten mit meinem Leben zu beten.
Das Gebet der Tagzeiten verbindet den Schöpfungszyklus mit unserem Glauben: Den Morgen mit der Auferstehung Jesu Christi, den Abend mit seinem Tod usw.
So wird das Geheimnis von Tod und Auferstehung Jesu Christi in den Alltag hineinbuchstabiert.
Indem ich meinen Tag immer wieder auf Gott hin öffne, erfahre ich auch wie es mir geht. Ich spüre, wie ich in das Gebet gehe, ob ich rotiere oder im Gleichgewicht bin.
In den letzten Jahren habe ich immer wieder die Gelegenheit gehabt, in der Gemeinde übliche Tagzeiten mitzubeten oder auch gemeinsames Beten anzustoßen. Dabei ging es mir nie um die Hochform des Stundenbuches, sondern um lebendige Formen, die Himmel und Erde verbinden.
Die Erfahrung war, dass das gemeinsame Beten, Hören und Schweigen eine tiefe Verbindung ermöglicht.
Eine besondere Form dieses kirchlichen Betens ist die Feier der Eucharistie, der heiligen Messe. Das Konzil sagt, dass sie Quelle und Höhepunkt christliches Lebens ist. Das zu erfahren wird schwer, wenn die Eucharistiefeier der einzige Ort ist, an dem Gemeinde zusammenkommt. Aus meiner Sicht braucht Gemeinde eine Vielfalt des Austausches und des Miteinanders.

Kulturen verbinden

In der Bibel findet sich das Motiv der Völkerwallfahrt. Alle Völker der Erde machen sich auf zum Berg Zion und so bricht ein Reich des Friedens an. Die Feier der Eucharistie ist in unserem Glauben schon ein wenig die Erfahrung dieser Realität. Wie kann dieser Glaube erfahrbar werden?

Mehrsprachige Lieder

In meinen Jahren in der italienischen Gemeinde habe ich Lieder kennengelernt, die mit der gleichen Melodie in verschiedenen Sprachen singbar sind. So haben wir internationale Gottesdienste mit Menschen verschiedener Muttersprache gefeiert. Latein als offizielle Liturgiesprache hat dabei kaum eine Bedeutung gehabt, weil die lateinischen Gesänge in den verschiedenen Gemeinden immer weniger gepflegt wurden.

Liedrufe

Das Beispiel von Taizè und den Weltjugendtagen zeigt die Bedeutung von Liedrufen. Diese sind einfach in verschiedene Sprachen zu übersetzen und es kann leicht ein Liedruf in einer anderen Sprache gelernt, verstanden und gesungen werden.
Zwischen den Liedrufen können dann in verschiedensten Formen Texte vorgetragen werden.

Der Ertrag der ökumenischen Bewegung

Eine dritte Quelle ist die Ökumenische Bewegung. Vor allem aus dem weltweiten Miteinander der evangelischen Kirchen und der Begegnung mit den orthodoxen Kirchen im Weltrat der Kirchen, weiter aus der Bewegung des CVJM, sind Lieder- und Gebetsammlungen entstanden, die weltverbundenes Beten ermöglichen.